Seit Jahrhunderten ist die Familie Kronemeyer in der Grafschaft Bentheim verwurzelt. Eine Bekanntmachung.
Hermann Kronemeyer
Hermann wurde am 02.04.1927 in Hoogstede-Bathorn geboren und verließ 1943 die Schule, um nicht als Flakhelfer eingezogen zu werden. Deshalb arbeitete er als landwirtschaftlicher Gehilfe auf dem Hof seiner Eltern und wurde nach seiner militärischen Ausbildung, die in Höckel, Samern und Lavesum/Haltern stattfand, im Alter von siebzehn Jahren zur Wehrmacht eingezogen. Daraufhin wurde er ins niederländische Wezep verlegt und in den letzten Kriegswochen als Grenadier bei der 9. Kompanie des Infanterieregiments 1301 an der Westfront eingesetzt, bis er sich in Voorthuizen freiwillig in kanadische Kriegsgefangenschaft begab. Diese verbrachte er zwei Monate lang im britischen Kriegsgefangenenlager Zedelgem in Belgien und wurde im Rahmen der Operation Barleycorn mit der Verpflichtung entlassen, eine Zeit lang in der Landwirtschaft tätig zu sein. Nach dem Krieg heiratete er Gertien Derks und arbeitete später als Maurermeister. Er hat drei Töchter.
Bis heute setzt sich Hermann öffentlich für die Wachhaltung der Erinnerung an die Grauen des Zweiten Weltkriegs ein und widmet sich darüber hinaus als Mitglied im Groafschupper Plattproater Kring dem Erhalt der niederdeutschen Sprache.
Persönlichkeit und Charakter: grundehrlich, optimistisch, hilfsbereit.
Harm Hindrik Kronemeyer
Harm Hindrik wurde am 02.02.1887 in Georgsdorf geboren und heiratete Hille Oldekamp im Jahr 1914, kurz vor Beginn des Ersten Weltkriegs.
Während des Krieges wurde er als Husar beim 2. Eskadron des Husarenregiments König Humbert von Italien (1. Kurhessisches) Nr. 13 eingesetzt. Ab 1917 kam er an die Ostfront und nahm in Lettland entlang der Düna an Stellungskämpfen vor Jakobstadt (Jēkabpils), Riga (Schlacht um Riga), Kreuzburg (Krustpils) und Kokenhusen (Koknese) teil. Nach dem Waffenstillstand an der Ostfront folgten Anfang 1918 Kämpfe zur Befreiung von Livland und Estland sowie die Besetzung der Gebiete als deutsche Polizeimacht.
Im Frühjahr wurde Harm Hindrik an die Westfront verlegt und erneut bei Stellungskämpfen eingesetzt, dieses Mal in den französischen Vogesen, im Oberelsass und im belgischen Flandern. Im August 1918 erlitt er nordöstlich von Ypern (vermutlich bei Passchendaele) eine schwere Verwundung, als ein Granatsplitter ihm den linken Ellenbogen zerschmetterte und ihn am Kopf verletzte. Im Lazarett erhielt er ein künstliches Gelenk. Bereits zuvor war er mehrfach ausgefallen und ins Lazarett eingewiesen worden, da er sich an der Front mit Malaria infiziert hatte, die ihn auch in den folgenden Jahren wiederholt unter Fieberschüben leiden ließ.
Beruflich arbeitete Harm Hindrik als Brückenwärter am Coevorden-Piccardie-Kanal und besaß nebenbei eine kleine Landwirtschaft. Hille und er hatten elf Kinder. Aufgrund seiner Verwundung konnte er während des Zweiten Weltkriegs nicht eingezogen werden.
Persönlichkeit und Charakter: gerecht, streng, akkurat. Person, der Respekt und Ehrfurcht entgegengebracht werden.
Hille Kronemeyer (geb. Oldekamp)
Hille, geboren am 28.08.1893 in Alte Piccadie, heiratete Harm Hindrik im Jahr 1914 und arbeitete als Landwirtin und Brückenwärterin am Coevorden-Piccardie-Kanal. Harm Hindrik und sie hatten elf Kinder.
Persönlichkeit und Charakter: fürsorglich, ruhig, liebenswürdig.
Gerhard Kronemeyer
Gerhard wurde am 22.10.1914 geboren, studierte an der Universität und arbeitete als Lehrer. Eigentlich wollte er nach seinem Wehrdienst bei der Luftwaffe ein weiterführendes Studium in Leipzig anschließen, allerdings kam ihm der Krieg dazwischen, in dessen Zuge er als Leutnant bei der 3. Batterie der Reserve-Flakabteilung 262 in Bremen eingesetzt wurde.
Gegen Kriegsende wurde er in die Nähe von Dresden und nach Prag verlegt und geriet in amerikanische Kriegsgefangenschaft. Da er in Schleswig-Holstein interniert war und über Bad Segeberg entlassen wurde, hatte es vermutlich einen Austausch mit der britischen Besatzungsmacht gegeben.
Später arbeitete Gerhard als Lehrer und Schulleiter in Nordhorn.
Persönlichkeit und Charakter: fleißig, hilfsbereit.
Geert Kronemeyer
Geert wurde am 17.08.1916 geboren und erlernte die landwirtschaftliche Arbeit, um eines Tages den Hof seiner Eltern zu übernehmen.
Mitte 1939 wurde er mit dem Infanterieregiment 37 an den Westwall verlegt und erlebte dort nach Kriegsbeginn den sogenannten Sitzkrieg, in dessen Rahmen es zu keinen bedeutenden Kampfhandlungen kam. Nach dem Westfeldzug kam er als Angehöriger einer Besatzungstruppe nach Frankreich und wurde für einige Zeit zum Küstenschutz am Atlantik eingesetzt, um sich für das Unternehmen Seelöwe vorzubereiten. Da die Invasion Englands nicht realisiert wurde, wurde Geert nach Ostpreußen an die Masurische Seenplatte verlegt, wo er als Ausbilder tätig war. Am 22. Juni 1941 nahm er mit seiner Einheit von Suwalken (Suwałki) aus an vorderster Front am Überfall auf die Sowjetunion und am Vormarsch Richtung Moskau teil.
Genau zwei Monate später fiel er während eines Waldgefechts in Andrejevskaja an einem Brustdurchschuss.
Er wurde auf dem Regimentsfriedhof in Punevo beerdigt. Im Jahr 2014 wurden die Gräber auf die Kriegsgräberstätte Rshew umgebettet, jedoch konnten bei den Arbeiten nicht alle Toten geborgen werden. Obwohl Geerts Erkennungsmarke nicht gefunden werden konnte, wurde sein Name auf einer der Granitstelen in Rshew eingraviert.
Persönlichkeit und Charakter: kameradschaftlich, arbeitsam, hilfsbereit.
Heinrich Kronemeyer
Heinrich wurde am 26.11.1925 geboren und war nur knapp eineinhalb Jahre älter als Hermann, sodass die beiden den täglichen Schulweg nach Hoogstede und später nach Neuenhaus gemeinsam bewältigten.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde Heinrich bei der 3. Kompanie der Fallschirm-Panzer-Aufklärungsabteilung Hermann Göring eingesetzt, mit der er bei der Schlacht um Monte Cassino teilnahm und später nach Polen und Ostpreußen verlegt wurde. Dort war er an der Rückeroberung von Nemmersdorf beteiligt und wurde in Allenburg beim Beschuss durch eine Stalinorgel (Katjuscha) verwundet. Er desertierte und schlug sich von Ostpreußen aus über eintausend Kilometer bis in die Grafschaft Bentheim durch.
Nach dem Krieg machte sich Heinrich selbstständig, unterhielt eine Autoreparaturwerkstatt und arbeitete als Fahrschullehrer.
Persönlichkeit und Charakter: humorvoll, optimistisch, arbeitsam.
Hermina Kronemeyer
Hermina wurde am 25.12.1917 geboren und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs als Verkäuferin in einem Lebensmittelgeschäft in Georgsdorf und Nordhorn.
Persönlichkeit und Charakter: freundlich, humorvoll, fleißig.
Hindrika Kronemeyer
Hindrika wurde am 22.04.1920 geboren und arbeitete während des Zweiten Weltkriegs in einer Nordhorner Kunststopferei.
Persönlichkeit und Charakter: fleißig.
Swenna Kronemeyer
Swenna wurde am 10.03.1922 geboren und zog 1940 nach Detmold, um Krankenschwester zu werden. Ab 1941 arbeitete sie in einem Krankenhaus in Essen.
Persönlichkeit und Charakter: akkurat, fleißig.
Gertien Kronemeyer (geb. Derks)
Gertien wurde am 12.11.1923 in Hoogstede-Bathorn geboren und lebte wie die Familie Kronemeyer am Bathorner Diek. Sie hatte eine schwere Jugend, denn ihre Mutter starb, als Gertien 16 Jahre alt war. Kurz darauf begann der Zweite Weltkrieg und ihr Vater wurde eingezogen. Daher lebten die sechs Kinder allein zu Hause, sodass Gertien zusammen mit ihrer älteren Schwester die vier jüngeren Geschwister großziehen musste. Darüber hinaus arbeitete sie bei einem Bauern als Magd.
Im Jahr 1947 heiratete sie Hermann, bekam drei Töchter und war als Hausfrau und Landwirtin tätig.
Persönlichkeit und Charakter: verantwortungsbewusst, familiär, liebenswürdig.
Herkunft der Familie Kronemeyer
Es gibt eine Familienüberlieferung, die besagt, dass zwei Brüder während des Dreißigjährigen Kriegs (1618–1648) mit der schwedischen Armee in Deutschland kämpften, unter anderen im damaligen Königreich Hannover, und sich nach dem Krieg in der Grafschaft Bentheim in der Region Schüttorf niederließen. Dort soll ihnen der Graf von Bentheim eine Anstellung angeboten haben, weshalb die beiden den Namen Kronemeyer oder Kronemeijer erhielten, weil sie für die Krone arbeiteten. Von diesen beiden Brüdern soll die gesamte Familie abstammen. Ob es sich bei ihnen um Schweden handelte, ist nicht bekannt.
Darüber hinaus sollen entfernte Verbindungen der Familie zwischen der Grafschaft Bentheim und dem niederländischen Friesland bestehen.
Quellen:
Arbeitsbuch von Hermann Kronemeyer (ausgestellt 1944).
Aufnahmeschein von Hermann Kronemeyer in die Kriegsgefangenschaft, »Admission« (ausgestellt 1945).
Auskünfte des Bundesarchivs vom 26.03.2020.
Auskünfte des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge vom 20.11.2014 und vom 20.11.2014.
Kollen, Brian (2002): Die Kronemeyers von Fillmore, Michigan, 1847 aus Uelsen, in: Beuker et al., Aus der Grafschaft Bentheim in die Neue Welt. 1640–2002. Geschichten und Daten von Auswanderern und ihren Nachkommen. Nordhorn: o. V., S. 343–348.
Entlassungsschein von Hermann Kronemeyer aus der Kriegsgefangenschaft, »Certificate of Discharge« (ausgestellt 1945).
Familienbuch von Harm Hindrik Kronemeyer.
Familienstammbuch der Familie Hermann Johann Kronemeyer.
Kronemeyer, Rolf (o. J.): Kronemeyer. Familieboek – 1. Uitgave. Oldenzaal: unveröffentlicht.
Militärpass von Harm Hindrik Kronemeyer (ausgestellt 1915).
Örtliches Kontrollblatt P.4 von Hermann Kronemeyer aus der Kriegsgefangenschaft, »Area Control Form P.4« (ausgestellt 1945).
Persönliche Interviews mit Hermann Kronemeyer (2015–2022).
Persönliche Interviews mit Hilde Keute (2019–2022).
PWIB (Prisoner of War Information Bureau) Form No. 2 von Hermann Kronemeyer (ausgestellt 1945).